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2025-01-07

Schweizer Tüftler:innen lancieren schon nächstes Jahr die Labor-Schokolade

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In Labors wächst eine neue Generation von Lebensmitteln heran. Mit von der Partie ist das Zürcher Startup Food Brewer, das mit «Zell-Linien» die Kakao- und Kaffeeproduktion revolutionieren will. Nachhaltigkeit und Tradition sollen nebeneinander bestehen. Doch was sind die ethischen, kulturellen und ökologischen Herausforderungen dieser neuartigen Lebensmittel?

Wie fühlt sich Schokolade 2.0 an? Gut. Sogar erstaunlich gut. Zwischen den Zähnen bietet sie zunächst genau den richtigen Widerstand, bevor sie in viele Stücke zerbricht.

Auf der Zunge entfaltet sie dann ihre klassischen angenehmen Aromen in einer ausgewogenen Harmonie aus Süsse und Bitterkeit. Wenn sie schliesslich teilweise geschmolzen ist, hinterlässt sie im Mund eine Sinfonie von Aromen, die an ferne Orte erinnern.

Der Verzehr dieser Schokolade ist eine sinnliche Erfahrung, die uns in das Atelier eines Maître Chocolatier versetzt. Doch in Wirklichkeit befinden wir uns in einer aseptischen, sterilen und farblosen Umgebung, dem Labor des Zürcher Startups Food Brewer.

Auf den Arbeitsflächen stehen Werkzeuge der wissenschaftlichen Forschung: Pipetten, Reagenzgläser, Zangen, Spachtel, Thermometer und Waagen. Im Labor stehen Menschen in weissen Kitteln, die auf Biologie und Zelltechnik spezialisiert sind.

Die Biotechnologin und Projektleiterin Noemi Weiss erklärt die Vorgehensweise: «Wir nehmen Zellen aus einer Kakaobohne und legen sie auf ein Nährstoffgel. Dort beginnen sie sich zu regenerieren und bilden einen Kallus, eine Art Reparaturgewebe», sagt sie.

«Nach zwei Wochen wählen wir dank einer mikroskopischen Analyse und der Hilfe künstlicher Intelligenz die richtigen Zellen aus. Diese werden dann in einen Bioreaktor mit einer Nährlösung gegeben, die reich an Zucker, Vitaminen, Mineralien und anderen Stoffen ist.»

Der Prozess dauert mehrere Wochen, in denen die Biomasse wächst, bis sie für die erste Ernte bereit ist. «Der nächste Schritt ist die Trocknung, durch die wir Kakaopulver gewinnen können», fährt Weiss fort. «Nach dem Rösten kann das Pulver zu Schokolade verarbeitet werden.»
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